@book {2990, title = {Springerin. Hefte f{\"u}r Gegenwartskunst 02/2019}, series = {Illiberal!}, volume = {25}, year = {2019}, note = {Z Springerin 02/2019}, publisher = {Folio Verlag}, organization = {Folio Verlag}, address = {Wien}, abstract = {Illiberal! Liberalit{\"a}t ist aktuell in aller Munde. Und nicht nur das: Sie ist zu einem der am heftigsten umk{\"a}mpften Begriffe der Gegenwart geworden. Was genau auf dem Spiel steht, wenn das liberale Denken einerseits in einer Art R{\"u}ckzugsgefecht verteidigt werden muss, w{\"a}hrend andererseits permanent seine Limitiertheit beschworen wird, beginnt man erst allm{\"a}hlich zu erahnen. Defensive hier, Offensive dort: auf der einen Seite die wachsende Sorge darum, ob sich ein universell geltender Freiheitsbegriff in irgendeiner Form retten l{\"a}sst; auf der anderen die inzwischen bekannten Attacken genau darauf unter dem Motto einer emphatisch propagierten Illiberalit{\"a}t. Aber was genau meint man, wenn man Liberalit{\"a}t (oder Illiberalit{\"a}t) in diesem Sinne f{\"u}r sich in Anspruch nimmt? Sicher nicht nur die ihrerseits umstrittene Wirtschaftsliberalit{\"a}t, die viel von den gegenw{\"a}rtig sich versch{\"a}rfenden sozialen Gegens{\"a}tzen mitzuverantworten hat. Auch nicht blo{\ss} das Modell der liberalen Demokratie, die lange Zeit in staatspolitischer Hinsicht das einzige g{\"u}ltige Erfolgsversprechen darstellte. Und sicher auch nicht nur ein (westlich gepr{\"a}gtes) Wertegef{\"u}ge, das vom Individuum als Subjekt eines freien, authentischen Willens ausgeht. Liberalit{\"a}t scheint eine komplexe Konstellation aus all diesen Zutaten, bei gleichzeitiger wechselseitiger Beschr{\"a}nkung, zu sein. Und vielleicht noch viel mehr als das. Jedenfalls tr{\"a}gt die in ihr angelegte Mehrdeutigkeit entscheidend dazu bei, dass man sich umso weniger auf einen harten Kern {\textendash} eine Art Grundger{\"u}st moderner, individueller wie kollektiver Freiheit {\textendash} einigen kann. Weswegen ein heftiger Widerstreit um sie entbrannt ist. Eine, die vielleicht bedenklichste, Tendenz liegt darin, diese Weitl{\"a}ufigkeit durch gezielte Autorit{\"a}t kappen zu wollen. So versucht der heute weithin beobachtbare Hang zum {\quotedblbase}Unfreiheitlichen{\textquotedblleft} das in jahrhundertelangen M{\"u}hen durchgesetzte liberale Menschen- und Weltbild durch ein negatives Zerrbild zu ersetzen: die separierte, oft rassistisch verfasste Freiheit der wenigen, national bzw. ethnisch Auserw{\"a}hlten. Anstatt Sorge zu tragen, dass Freiheits- und Menschenrechte auf alle ausgeweitet werden, die nicht das Privileg genie{\ss}en, wei{\ss}, m{\"a}nnlich oder westlicher Herkunft zu sein, wird hier der entgegengesetzte Weg eingeschlagen {\textendash} und das bewusst. Die Grenzen der Aufkl{\"a}rung, lange Zeit umk{\"a}mpfter Diskursgegenstand, werden so noch einmal {\quotedblbase}proaktiv{\textquotedblleft} bekr{\"a}ftigt, wie es in heutiger Diktion oftmals hei{\ss}t. Die Wirkungen sind verheerend: Nicht nur ger{\"a}t die liberale Demokratie, eine Errungenschaft der politischen Moderne, zunehmend unter die ideologischen R{\"a}der neuer Autoritarismusformen. Auch ist die soziale Gemengelage {\textendash} man denke nur an die beachtliche Zustimmung zu neurechter Politik {\textendash} best{\"a}ndig am Kippen. Aber wie, durch welche konkreten Mittel, l{\"a}sst sich dieser tendenziellen Spaltung entgegentreten? Und findet {\"u}berhaupt eine Spaltung statt, wie uns konstant einzureden versucht wird, oder handelt es sich dabei um einen rhetorisch-ideologischen Kniff, von dem in erster Linie wieder das neurechte Lager profitiert? Schlie{\ss}lich ist es genau dieses Lager, das die Abspaltung bzw. Privilegierung ganz bestimmter {\quotedblbase}Freiheitssubjekte{\textquotedblleft} vorantreibt. Freiheit der wenigen also, w{\"a}hrend die unfreien vielen immer mehr zur Spiel- und Manipulationsmasse einer technisch fortschreitenden {\quotedblbase}crowd control{\textquotedblleft} werden. Ist dies nicht das Szenario, das durch eine beschleunigte Globalisierung und Digitalisierung heraufbeschworen wird {\textendash} Entwicklungen, die mit einem liberalen Menschenbild schlichtweg nicht vereinbar sind? Die Ausgabe Illiberal! n{\"a}hert sich diesem weitl{\"a}ufigen Themenkomplex auf verschlungenen Pfaden. {\"U}ber die Freiheit der Kunst etwa {\textendash} und die Frage, wie diese sich neu justieren muss, um nicht nolens volens einem Klima der Liberalit{\"a}tsbeschr{\"a}nkung zuzuarbeiten bzw. in einem solchen Klima bestehen zu k{\"o}nnen. So diskutierten der K{\"u}nstler Roee Rosen und die Kritikerin Ana Teixeira Pinto in ihrem Beitrag unterschiedliche Ans{\"a}tze, ja Gegens{\"a}tze, wenn es darum geht, mit Faschismusvorw{\"u}rfen im Feld der bildenden Kunst umzugehen. Rosens und Pintos Austausch ist getragen von Respekt und Wertsch{\"a}tzung f{\"u}r den/die andere/n, auch wenn man komplett kontr{\"a}rer Ansicht ist. Eine kontr{\"a}re Haltung g{\"a}ngigen Vorstellungen von Liberalismus gegen{\"u}ber f{\"u}hrt auch Felix Klopotek ins Treffen. Er sieht Liberalit{\"a}t nicht als Allheilmittel, das automatisch aus aufkl{\"a}rerischen Ansinnen resultiert, sondern vielmehr als kritischen Pr{\"u}fstein, dessen Wertigkeit anhand zweier paradigmatischer Exempel er{\"o}rtert wird. Geht es darin um den angemessenen, auch emanzipatorischen Umgang mit Zensur bzw. der Frage, ob man {\quotedblbase}mit Rechten reden{\textquotedblleft} soll, so macht Isabell Lorey einen dar{\"u}ber hinausf{\"u}hrenden Aspekt geltend. Ihr Beitrag {\"u}ber die gegenw{\"a}rtig Fahrt aufnehmende feministische (Streik-)Welle lenkt das Augenmerk auf eine gro{\ss}e Fehlstelle jeglicher Auseinandersetzung um Liberalit{\"a}t und Illiberalit{\"a}t {\textendash} n{\"a}mlich jene Subjektpositionen, die im herk{\"o}mmlichen Diskurs gar nie wirklich vorgesehen waren (und dies zum Teil noch immer nicht sind). Erweiterte Perspektiven bringen auch Donatella della Porta und Chua Beng Huat in die Thematik ein. Chua, Autor des Buchs Liberalism Disavowed (2017), rekapituliert, inwiefern der Geltungsbereich westlich-liberalen Denkens immer schon an entscheidende Grenzen stie{\ss}, wenn es um seine Anwendung bzw. Akzeptanz in asiatischen Gesellschaften ging. Donatella della Porta beleuchtet aus soziologischer Sicht, welche Faktoren f{\"u}r ein angemessenes Verst{\"a}ndnis des neurechten {\quotedblbase}Backlash{\textquotedblleft} umfassend in Betracht zu ziehen sind. Boris Buden schlie{\ss}lich schl{\"a}gt eine Br{\"u}cke zur{\"u}ck zur Gegenwartskunst, genauer gesagt zu dem in Verruf geratenen {\quotedblbase}International Art English{\textquotedblleft}. Budens scharfsinnige Analyse legt offen, inwiefern sich hinter Vorbehalten gegen ein allgemeines, lose und frei gehandhabtes Verst{\"a}ndigungsmittel ein m{\"o}glicherweise viel bedrohlicheres Moment verbirgt. Eine Gefahr, auf die auch die k{\"u}nstlerischen Beitr{\"a}ge dieser Ausgabe {\textendash} von Natascha Sadr Haghighian und Mikhail Tolmachev bis hin zu Renate Bertlmann {\textendash} mit unterschiedlichem Nachdruck verweisen. Sie alle machen darauf aufmerksam bzw. zeigen auf, welche neue {\quotedblbase}Dialektik der Befreiung{\textquotedblleft}, ja welch neues Verst{\"a}ndnis von Liberalit{\"a}t es f{\"u}r die Kultur der Gegenwart zu entwerfen gilt.}, keywords = {Another day of you and me under conditions not of our own making (2018), bauhaus imaginista, BLUE/RED/WHITE, Burka Nigab, Cady Noland, David Wojnarowicz, Der Schutz der Sicherheit (2018), Die sch{\"o}nen Kriegerinnen, Doro Wiese: F {\textendash} Faust, Downtown Denise Scott Brown, Gerard Byrne, Hate Speech: Aggression und Intimit{\"a}t, Heidrun Holzfein, Heinz Frank {\textendash} Der Winkel des Endes kommt immer von hinten, Isabella Hollauf {\textendash} Uneven, James Bridle, Jonas Staal, Klara Lid{\'e}n, Kontrollgesellschaft, Liberalismus in Asien, Liberalit{\"a}t, Ligia Lewis, Magazin, New Dark Age, Propagandakunst, Queer Stories, Rechtsextrem, Sling Shot Action/Top U29, Steve Bannon, Technofeministische Praxis, The Culture Collider. Post-Exotic Art, Tristan Garcia: Wir, zeitgen{\"o}ssische Kunst, Zeitschrift}, issn = {978-3-9504623-2-6}, url = {https://www.springerin.at/2019/2/}, author = {Christian H{\"o}ller and Astrid Peterle and Rasheedah Phillips and Florian Malzacher and Thomas Edlinger and Ana Teixeira Pinto and Roee Rosen and Natascha Sadr Haghighian and Felix Klopotek and Donatella Della Porta and Charles Kaltenbacher and Isabell Lorey and Renate Bertlmann and Chua Beng Huat and Boris Buden and Mikhail Tolmachev and Hedwig Saxenhuber and Dietmar Schw{\"a}rzler and Bettina Brunner and Hans-J{\"u}rgen Hafner and Christoph Chwatal and Piotr Policht and Georg Sch{\"o}llhammer and Christa Benzer and Christian Egger and Milena Dimitrova and Peter Kunitzky and Sabine Rohlf and Sabine Weier}, editor = {Christian H{\"o}ller and Hedwig Saxenhuber and Georg Sch{\"o}llhammer and Christa Benzer} }