@book {3003, title = {Springerin. Hefte f{\"u}r Gegenwartskunst 04/2015}, series = {Kiev, Moscow and Beyond}, volume = {21}, year = {2015}, note = {Z Springerin 04/2015}, publisher = {Folio Verlag}, organization = {Folio Verlag}, address = {Wien}, abstract = {Kiev, Moscow and Beyond Kaum ein Krisenherd hat Europa in den letzten Jahren mehr zu ersch{\"u}ttern begonnen als der russisch-ukrainische Konflikt. Sieht man von den aktuellen Ereignissen in Sachen Fl{\"u}chtlingspolitik einmal ab, hat sich an der {\"o}stlichen Au{\ss}engrenze der Europ{\"a}ischen Union ein desastr{\"o}ses Szenario entwickelt: auf der einen Seite jene, die sich mehr zum offiziellen Europa hingezogen f{\"u}hlen; auf der anderen jene, die ihre eigenen Gebietsanspr{\"u}che, koste es, was es wolle, geltend machen. Wie unvereinbar die Lage ist, zeigt allein schon, dass keine Einigkeit in der Wortwahl besteht: Was die einen als Unabh{\"a}ngigkeitsstreben ansehen, wird von der anderen Seite als unilaterale Aggression betrachtet und umgekehrt. Kaum ein anderer kultureller Zusammenhang ist im Zuge dieser Auseinandersetzung einer derartigen Zerrei{\ss}probe ausgesetzt wie jener, der sich, historisch weit zur{\"u}ckreichend, {\"u}ber weite Teile Osteuropas erstreckt: von Kiew {\"u}ber Moskau bis in Regionen weit dar{\"u}ber hinaus. Wiederholte politische Absetz- und Vereinnahmungsbewegungen mit eingeschlossen, herrscht hier eine hochkomplexe Gemengelage vor, in der oftmals bewusst {\"u}ber das zweifellos existierende Moment des Gemeinsamen hinweggegangen, ja dieses aus politisch-ideologischen Gr{\"u}nden negiert wird. Die Ausgabe Kiev, Moscow and Beyond nimmt die diesj{\"a}hrige (insgesamt zum zweiten Mal stattfindende) Kiew Biennale als Ausgangspunkt, um diesen Kontext kritisch zu reflektieren: Mehr als zwei Jahre in Vorbereitung wurde die Biennale immer wieder aufgrund der Kriegs- und Politwirren verschoben, bis sie Anfang September 2015 {\textendash} gegen vielerlei Widerst{\"a}nde {\textendash}er{\"o}ffnen konnte. The School of Kyiv (http://theschoolofkyiv.org), so der Titel der von Hedwig Saxenhuber und Georg Sch{\"o}llhammer kuratierten und gemeinsam mit dem unabh{\"a}ngigen Research-Kollektiv VCRC (Visual Culture Research Centre) organisierten Schau, ist entlang verschiedener Schulen strukturiert und umfasst folgende Schwerpunktthemen: Realismus, Landschaft, Bild und Evidenz, Vertreibung, Einsamkeit, {\quotedblbase}entf{\"u}hrtes{\textquotedblleft} (abducted) Europa. In all diesen Schulen, die Ausstellungen und Diskursreihen gleicherma{\ss}en beinhalten, geht es verbindend um die Frage, wie sich ein gemeinsamer, Differenzen {\"u}berbr{\"u}ckender Reflexionsraum schaffen und aufrechterhalten l{\"a}sst. Ein wom{\"o}glich instabiler, tempor{\"a}rer Raum, der nichtsdestotrotz {\"u}ber die ausgefahrenen Bahnen politisch propagierter Barrieren hinausreicht bzw. sich konstruktiv vom Status quo abhebt. Die Beitr{\"a}ge dieser Ausgabe wirken aktiv an der Ausgestaltung dieses Diskursraums mit. Da ist zun{\"a}chst, unumg{\"a}nglich im vorliegenden Zusammenhang, die Politik Putins, die auf westlicher Seite ebenso gro{\ss}e R{\"a}tsel aufgibt, wie sie h{\"a}ufig missverstanden wird. Stephen Holmes und Ivan Krastev analysieren Putins Machtgebaren, indem sie ein Moment in die Debatte einbringen, das bislang meist {\"u}bersehen wurde: K{\"o}nnte diese Politik, so die zentrale Frage ihres Essays, wom{\"o}glich daraufhin angelegt sein, das Verhalten des Westens zu spiegeln, ja diesem seine liberale Maske vom Gesicht zu rei{\ss}en? Wie surreal dieses aggressive Dagegenhalten, das prim{\"a}r auf eine Demontage des {\quotedblbase}anderen{\textquotedblleft} abzielt, alltagskulturell unterf{\"u}ttert ist, legt Marci Shore in ihrem Beitrag dar. Shores ausf{\"u}hrliche Besprechung von Peter Pomerantsevs Russlandstudie Nichts ist wahr und alles ist m{\"o}glich macht deutlich, wie sehr sich die Koordinaten herk{\"o}mmlicher Politik- und Realit{\"a}tsverst{\"a}ndnisse unter dem Regime Putin zu ver{\"a}ndern begonnen haben. {\quotedblbase}Alles ist PR{\textquotedblleft}, hei{\ss}t es bei Shore mottohaft, wobei oft nicht klar ist, welche Werbezwecke in dieser abgr{\"u}ndigen {\quotedblbase}Realityshow{\textquotedblleft}, wie Pomerantsev das nennt, genau verfolgt werden. {\"U}ber die gro{\ss}r{\"a}umigeren (politischen und kulturellen) Landschaften Osteuropas r{\"a}sonieren Owen Hatherley und Agata Pyzik. Etwas weiter ausholend bzw. in die Zeit der Sowjetunion zur{\"u}ckblickend, fragen sie, was aus dem Verm{\"a}chtnis bzw. der nach 1989 allseits angestrebten {\"U}berwindung des Realsozialismus geworden ist. Hatherleys und Pyziks Erl{\"a}uterungen zeigen aus teils pers{\"o}nlicher Perspektive auf, wie wenig das Erbe der Zeit vor 1989 samt und sonders abgesch{\"u}ttelt werden kann, dass zugleich aber auch das, was danach kam, schwer zu w{\"u}nschen {\"u}brig lie{\ss}. Dass dazu auch die missliche Lage z{\"a}hlt, in der sich die Ukraine und Russland {\textendash} gerade im Verh{\"a}ltnis zueinander {\textendash} heute befinden, kommt in weiteren Beitr{\"a}gen explizit zur Sprache. Yuri Leiderman, aus Odessa stammender K{\"u}nstler, geht in die {\"A}ra vor der Separation zur{\"u}ck und legt dar, was ukrainische und russische K{\"u}nstlerInnen stets miteinander verbunden und was sie zugleich immer auch voneinander unterschieden hat. Auch Leidermans aktuelle Arbeit, f{\"u}r die Kiew Biennale produziert und hier in Ausz{\"u}gen pr{\"a}sentiert, setzt an diesem Punkt an. Ein k{\"u}nstlerischer Umzug durch Odessa wird darin zum Brennpunkt, an dem sich die politischen und vor allem separatistischen Phantasmagorien der Gegenwart brechen. F{\"u}r einen Raum des Gemeinsamen pl{\"a}dieren auch Haim Sokol und Larissa Babij. Sokol, indem er an jene Traumata ankn{\"u}pft, denen Menschen j{\"u}discher Herkunft sowohl in Russland als auch in der Ukraine stets ausgesetzt waren; Babij, indem sie die Produktionen der ukrainischen Gruppe TanzLaboratorium zum Ausgangspunkt nimmt, um {\"u}ber die wechselseitige Anerkennung unterschiedlicher nationaler oder ethnischer Zugeh{\"o}rigkeiten, und sei es nur auf einer Theaterb{\"u}hne, zu reflektieren. Hier wie in den {\"u}brigen Beitr{\"a}gen dieses Hefts verdichtet sich eine Fragestellung, die von der School of Kyiv {\"u}ber die Biennale hinaus ausgeworfen wird und die uns zweifellos weiter besch{\"a}ftigen wird: n{\"a}mlich wie ein konstruktiver Dialog zwischen Kunst und Zivilgesellschaft aussehen k{\"o}nnte, im Zuge dessen intellektuelle und k{\"u}nstlerische Austauschprozesse in einem gr{\"o}{\ss}eren Rahmen wirksam werden k{\"o}nnten.}, keywords = {Andrey Silvestrov, Angela Richter, Asl{\i} {\c C}avu{\c s}o{\u g}lu, Cao Fei, China, Das Kind der S{\"a}ge ist das Brett, Die Kunst der T{\"u}rken. Modernisierung als Fiktion, E.A.T. {\textendash} Experiments in Art and Technology, Factory of the Sun, Hito Steyerl, Ikonoklasmen, Im Inneren der Stadt, James Bridle, Katrina Daschner {\textendash} DASCHNER, Kiewer Biennale, Magazin, Monumentalkunst, Odessa, Odessa. Fragment 205, Olaf Holzapfel/Nahum Tevet {\textendash} The Rough Law of Gardens, Pauline Boudry/Renate Lorenz {\textendash} Loving; Repeating, Peter Pomerantsev, Putin, Realsozialismus, Russland, Selfie, Supernerds, TanzLaboratorium, Taus Makhacheva, The Demolition of the Russian Monument at Ayastefanos, Tightrope, Ukraine, Yuri Leiderman, Yves Netzhammer, zeitgen{\"o}ssische Kunst, Zeitschrift}, issn = {978-3-9503646-8-2}, url = {https://www.springerin.at/2015/4/}, author = {Christian H{\"o}ller and Christa Benzer and Franz Thalmair and Gislind Nabakowski and Nishant Shah and Stephen Holmes and Ivan Krastev and Yuri Leiderman and Agata Pyzik and Owen Hatherley and Yevgen Nikiforov and Marci Shore and Haim Sokol and Larissa Babij and Olga Jitlina and Moritz Scheper and Sabine Maria Schmidt and Wilbirg Brainin-Donnenberg and Monika Vykoukal and Walter Seidl and Christian Egger}, editor = {Christian H{\"o}ller and Hedwig Saxenhuber and Georg Sch{\"o}llhammer and Christa Benzer} }