@book {3023, title = {Springerin. Hefte f{\"u}r Gegenwartskunst 02/2011}, series = {Nicht integriert}, volume = {17}, year = {2011}, note = {Z Springerin 02/2011}, publisher = {Folio erlag}, organization = {Folio erlag}, address = {Wien}, abstract = {Nicht integriert Debatten um Zuwanderung, Asyl und Migration gewinnen europaweit an Brisanz. Kaum ein anderes Thema f{\"u}hrt momentan in der gesellschaftlich-kulturellen Auseinandersetzung zu derartigen Polarisierungen wie dieses. Auf der einen Seite stehen dabei reflexhafte Ressentiments und Abwehrreaktionen, die sich in den Wahlergebnissen vieler L{\"a}nder niederschlagen. Auf der anderen Seite erleben wir ein nahezu hilflos gewordenes Zelebrieren von Multikultur, das inzwischen von h{\"o}chsten politischen Stellen eine Absage erf{\"a}hrt. Selten jedoch sind in der anhaltenden Diskussion st{\"a}rkere, tragf{\"a}higere, ja ins Positive gewendete Konzepte zu vernehmen, die {\"u}ber das blo{\ss}e Abfeiern von Diversit{\"a}t hinausgehen. Ein neuralgischer Punkt des ganzen Komplexes scheint darin zu liegen, dass selbst in aufgeschlosseneren politischen Lagern das Thema h{\"a}ufig auf die Aspekte Integration bzw. Assimilation reduziert wird. An diesem Punkt setzt auch die vorliegende Ausgabe an und wirft eine Reihe von Fragen auf, die sich quer durch die Terrains des Politischen, Sozialen, Kulturellen und im engeren Sinne K{\"u}nstlerischen ziehen: Was genau meint man, wenn vom Wunschbild {\guillemotright}gut integrierter MigrantInnen{\guillemotleft} die Rede ist? Worauf zielt die weithin erhobene Forderung nach Integrationsbereitschaft? Wird damit einzig die sprachliche Angliederung an die Mehrheitsgesellschaft verlangt oder sind damit noch weitreichendere Anliegen impliziert? Kann die Forderung nach Integration {\"u}berhaupt ein legitimer Anspruch sein angesichts weltweit zunehmend durchmischter Soziet{\"a}ten {\textendash} eine Entwicklung, die kaum vor einem Nationalstaat haltmacht? Der Migrationsforscher Nikos Papastergiadis befasst sich schon seit L{\"a}ngerem mit diesen globalen Realit{\"a}ten und unaufhaltsam fortschreitenden Vermischungsszenarien. Sein Res{\"u}mee der Debatte, welche die letzte Dekade hindurch zus{\"a}tzlich von der grassierenden westlichen Paranoia im Gefolge von 9/11 angeheizt wurde, lautet schlicht und trefflich: Das Rad l{\"a}sst sich nicht zur{\"u}ckdrehen, vielmehr sind aufseiten der Kunst Ans{\"a}tze gefragt, die sich explizit mit Aspekten der Mobilit{\"a}t, Differenz und Zugeh{\"o}rigkeit befassen. Ein Schwerpunkt, wie ihn die Fotografin Yto Barrada l{\"a}nger schon am Beispiel der Grenzregion Marokko{\textendash}Spanien untersucht, einer jener Zonen, in denen Kontinente und Welten aufeinanderprallen. {\guillemotright}Closer to home{\guillemotleft} untersucht die Historikerin Rita Chin sowohl die historische als auch die aktuelle Rolle, welche muslimische Frauen innerhalb der Migrations- und Integrationsdebatte einnehmen. War die Generation der 1970er-Jahre-Feministinnen darum bem{\"u}ht, t{\"u}rkischst{\"a}mmige Frauen in Deutschland anhand von Sozialreportagen in ihrem sozialen und kulturellen Habitat besser verstehen zu lernen, so sind Letztere inzwischen zu einem Politikum ganz anderer Art geworden. Entz{\"u}ndet sich an ihnen doch regelm{\"a}{\ss}ig der aus westlicher {\"U}berlegenheit heraus erfolgende Ruf nach (vermeintlicher) Emanzipation und einem M{\"u}ndigwerden, mit dem auch gleich dem gesamten islamischen Hintergrund eine Abfuhr erteilt werden kann. Um M{\"u}ndigkeit und Unm{\"u}ndigkeit und die daran festgemachten kulturp{\"a}dagogischen Konzepte dreht sich auch der Beitrag von Ljubomir Brati{\'c}. Seine Auseinandersetzung mit den Anfeindungen und Selbstbehauptungsversuchen von nach {\"O}sterreich gekommenen GastarbeiterInnen bzw. deren Nachkommen skizziert eine Reihe von Transformationen, teils bereits erfolgt, teils noch vor uns liegend, die das g{\"a}ngige Gesellschaftsbild radikal ver{\"a}ndern werden. Eine {\"a}hnliche Argumentation verfolgt Rubia Salgado, die in einem Gemeinschaftsprojekt zusammen mit Asylwerberinnen deren selbst erstrittenes {\guillemotright}Bleiberecht{\guillemotleft} artikuliert: {\guillemotright}Wir gehen nicht!{\guillemotleft}, hei{\ss}t es darin programmatisch innerhalb eines Kontexts, in dem Migration und Asyl zunehmend in den Bereich von Sicherheits- (und nicht Menschenrechts-)Diskursen verschoben zu werden drohen. Inwiefern die {\guillemotright}Integrationsvereinbarung{\guillemotleft}, die heute politisch in aller Munde gef{\"u}hrt wird, immer schon auf zweifelhaften Voraussetzungen beruhte, beleuchten weitere Beitr{\"a}ge dieser Ausgabe: Die K{\"u}nstlerin Farida Heuck etwa befasst sich mit zwanghaft verordneter Sprachpolitik und den ungleichen Migrationspr{\"a}missen, denen zufolge {\"o}konomisch besser Gestellte eindeutig privilegiert sind. S{\"u}reyyya Evren fragt in seinem Essay nach den kulturgeografischen Koordinaten, die Europa von Asien trennen, um zugleich auf verdr{\"a}ngte sexuelle Komponenten der Migrationsdiskussion zu verweisen. Ein eigener kleiner Schwerpunkt zu Themen afrikanischer Kunst und Moderne wirft schlie{\ss}lich ein Licht darauf, wie sich integrative Belange aus der Perspektive europ{\"a}isch-afrikanischer Dialoge ausnehmen {\textendash} bzw. wie weit wir von solchen Zielvorstellungen in der Realit{\"a}t entfernt sind. Insgesamt versucht das Heft {\guillemotright}Nicht integriert{\guillemotleft} ein Spektrum abzubilden, innerhalb dessen sich Differenz, Minorit{\"a}t und Nicht-Homogenit{\"a}t denken lassen, ohne auf assimilatorische bzw. integrative Bestrebungen verk{\"u}rzt zu werden.}, keywords = {3-D-Kino, Afropolis, Alessandro Ludovico, Banu Cennetoglu - Guilty feet have got no rhythmColonial Modern, Birgit J{\"u}rgenssen {\textendash} Retrospektive, Etiquette, Exercises in Memory, Facebook, Farida Heuck, Gender, Gerard Byrne - A Thing Is A Hole In A Thing It Is Not, G{\"u}ls{\"u}n Karamustafa, Joseph Vogl: Das Gespenst des Kapitals, Klub Zwei, LIVE:RESPONSE, Magazin, Magische Ambivalenz, maiz, Mali, Manfred Pernice - sculpturama, Multikultur, never that{\textquoteright}s when {\textellipsis}, Paolo Cirio, Post-Anarchism, Post-Internet, Radical Light, Senegal, Songs of The Swamp, Susan Hiller, The Pirate Bay, The Renaming Machine {\textendash} The Book, transmediale.11, Weltsozialforum, When History Comes Knocking, WikiLeaks, X Freundschaftsanfragen, zeitgen{\"o}ssische Kunst, Zeitschrift}, issn = {978-3-85256-567-5}, url = {https://www.springerin.at/2011/2/}, author = {Felix Stalder and Vera Tollmann and Franz Thalmair and Rahma Khazam and Amir Vodka and Beate Scheder and Nikos Papastergiadis and Rita Chin and Michael Hauffen and S{\"u}reyyya Evren and Ljubomir Bratic and R{\'u}bia Salgado and Jochen Becker and Christian Hanussek and Christian Kravagna and Toni Maraini and Rachel Mader and Luisa Ziaja and Karin Jaschke and Simon Rees and Daniel Pies and Judith Fischer and Nicola Hirner and Carola Platzek and Andreas Spiegl and Vera Tollmann and Peter Kunitzky and Christian H{\"o}ller and Christa Benzer and Jens Kastner}, editor = {Christian H{\"o}ller and Hedwig Saxenhuber and Georg Sch{\"o}llhammer} }