Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft

TitelDie feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft
TypBuch
Jahr1982
AutorenBourdieu Pierre
VerlagSuhrkamp Taschenbuch Wissenschaft
OrtFrankfurt am Main
ISBN3-518-28258-1
SchlagwörterÄsthetik, Blasser Schimmer, Geschmack, Geschmacksurteil, Gesellschaft, Habitus, Klasse, Klassifikationssysteme, Kleinbürgertum, Kritik, Meinung, Politik, Realität, sozial, Titel, Urteil, Urteilskraft
Zusammenfassung

»Bourdieus Analyse des kulturellen Konsums und des Kunstgeschmacks ist trotz der hohen Anforderungen, die sie an den Leser stellt, nicht bloß für Sozialwissenschaftler, Kunstschaffende und Philosophen von Interesse, sondern für alle, die geneigt sind, ihre eigenen, meist als selbstverständlich aufgefaßten kulturellen Vorlieben und Praktiken zu prüfen. Auch wenn in unserem Land die Kultur einen weitaus geringeren Stellenwert hat als in Frankreich und die westdeutschen Klassenunterschiede weniger augenscheinlich sind als die französischen, sind doch die Strukturen der Distinktion überraschend ähnlich. Der Reiz und auch das Verdienst des Buches liegen darin, daß Bourdieu immer im Kontakt zur konkreten Alltagswirklichkeit bleibt. Dafür sorgen schon die zwischen die schwierigen theoretischen Ausführungen und die Masse des empirischen Materials häufig eingeschobenen Fallbeispiele. Sie laden den Leser zur Identifikation ein, so daß er nicht bloß außenstehender Beobachter bleibt, sondern sich selbst als Gegenstand der Analyse entdeckt. Dadurch wird die Lektüre der Feinen Unterschiede für alle, die sich darauf einlassen wollen, zu einem spannenden Selbsterfahrungsprozeß.« Joachim Weiner

Inhalt:

ERSTER TEIL:
GESELLSCHAFTLICHE KRITIK DES GESCHMACKSURTEILS

1. Bildungsadel.- Titel und Legitimitätsnachweis

Titel
- Die Wirkung des Titels
- Die ästhetische Einstellung
- Reiner und »barbarischer« Geschmack
- »Populäre Ästhetik«
- Ästhetische Distanzierung
- Eine anti-kantianische »Ästhetik«
- Ethik, Ästhetik und Ästhetizismus
- Neutralisierung und das Universum der Möglichkeiten
- Die Distanz zur Notwendigkeit
- Der ästhetische Sinn als Sinn für die Distinktion

Legitimitätsnachweis
- Stil und Erwerbsstil
- Der »Gelehrte« und der »Mann von Welt«
- Erfahrung und Wissen
- Die angestammte Welt
- Geerbtes und erworbenes Kapital
- Die zwei Märkte
- Faktoren und Kräfte

ZWEITER TEIL:
DIE ÖKONOMIE DER PRAXISFORMEN

2. Der Sozialraum und seine Transformationen

Klassenlage und soziale Konditionierungen
- Variablen und Variablensysteme
- Die konstruierte Klasse
- Soziale Klasse und Laufbahnklasse
- Kapital und Markt

Ein dreidimensionaler Raum

Die Umstellungsstrategien
- Einstufung, Abstufung, Umstufung
- Umstellungsstrategien und morphologische Veränderungen
- Zeit um zu begreifen
- Eine geprellte Generation
- Der Kampf gegen die Deklassierung
- Die Wandlungsprozesse im Bildungssystem
- Die Konkurrenzkämpfe und die Verschiebung der Struktur

3. Der Habitus und der Raum der Lebensstile

Die Homologie der Räume
- Form und Substanz
- Drei Arten des Sich-Unterscheidens
- Ungezwungen oder unverfroren?
- Das Sichtbare und das Unsichtbare

Die Gesamtbereiche der stilistischen Möglichkeiten

4. Die Dynamik der Felder

Das Zusammenspiel von Güterproduktion und Geschmacksproduktion
- Die Wirkung der Homologien
- Wahlverwandtschaften
Die symbolischen Auseinandersetzungen

DRITTER TEIL:
KLASSENGESCHMACK UND LEBENSSTIL

5. Der Sinn für Distinktion
Aneignungsweisen von Kunst
Die Varianten des herrschenden Geschmacks
Der zeitliche Einschnitt
Temporelle und spirituelle Größen

6. Bildungsbeflissenheit
Kennen und Anerkennen
Der Autodidakt und die Schule
Die Linie und der Hang
Die Variante des kleinbürgerlichen Geschmacks
Das absteigende Kleinbürgertum
Das exekutive Kleinbürgertum
Das neue Kleinbürgertum
Von der Pflicht zur Pflicht zum Genuss

7. Die Entscheidung für das Notwendige
Der Geschmack am Notwendigen und das Konformitätsprinzip
Herrschaftseffekte

8. Politik und Bildung
Zensus und Zensur
Statuskompetenz und Statusinkompetenz
Das Recht auf Meinungsäußerung
Die persönliche Meinung
Produktionsweisen von Meinung
Sinnverlust und Sinnentstellung
Moralische und politische Ordnung
Klassenhabitus und politische Meinung
Meinungsangebot und Meinungsnachfrage
Der politische Raum
Der spezifische Laufbahneffekt
Politische Sprache
Schluss: Klassen und Klassifizierungen

Inkorporierte soziale Strukturen
Begriffsloses Erkennen
Vom Interesse diktierte Zuschreibungen
Der Kampf der Klassifikationssysteme
Realität der Vorstellung und Vorstellung der Realität

Nachschrift:
Elemente einer »Vulgärkritik« der »reinen« Kritiken
Der Ekel vor dem »Leichten«
»Reflexions-Geschmack« und »Sinnen-Geschmack«
Das verleugnete gesellschaftliche Verhältnis
Parerga und Paralipomena
Die Lust am Lesen
Anhang I: Einige Überlegungen zur Methode
Der Fragebogen
Beobachtungsplan
Anhang II: Zusätzliche Quellen
Anhang III: Die statistischen Daten. Die Erhebung
Anhang IV: Ein Gesellschaftsspiel

Signatur

THE 14