Barbara Herold ist eine Künstlerin deren Arbeit eine außerordentlich große
Bandbreite an Themen und Medien umfasst. Von der Flüchtigkeit und Intimität
ihrer Animationen, Videos und digitalen Bilder bis hin zu den exquisiten
Zeichnungen und Collagen, bleibt ihre Arbeit in der zeitgenössischen
Praxis einzigartig. Die Genialität der Arbeiten liegt in der transversalen und
transdisziplinären Blickrichtung der Künstlerin, der wir keinesfalls gerecht
werden, indem wir sie mit den Mitteln und Methoden von gestern zu analysie
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ren versuchen. Denn Barbara Herold gehört wie ihre Kollegen Mark Leckey,
Petra Cortright, Cory Arcangel oder Olia Lialina, zur Kategorie Künstler,
die ihrer Zeit voraus arbeiten. Den Herausforderungen des gravierenden
Wandels durch Technologie, dem »elektronischen Drama« wie der große
Medientheoretiker McLuhan einst die neue Umwelt beschrieb, ist sie sich
instinktiv bewusst. Sie fließen automatisch in den künstlerischen Prozess mit
ein, der wiederum die allgemeine Verfasstheit der Gegenwart visualisiert.
Herold ist fasziniert von dem Umbruch im Verhältnis von Mensch und
Technik, von Subjekt und Gesellschaft – von dem Verhältnis des Individuellen zum übergeordneten Prinzip, das sich ihrer Meinung nach im
Besonderen durch codebedingtes Rollenverhalten und systematische
Musterbildung auszeichnet. Sie ist inspiriert von einer Welt der ständigen
Evolution, was sich künstlerisch durch die systematische Auflösung und
ständige Neuformation darstellt. Ihr stets an Prozessen orientiertes Werk
fokussiert das Authentische und Reale inmitten von Kalkül und System.
Mit den Mitteln Computation und Algorithmen entstehen so Szenen für
Form und Musterbildung, deren Bedeutung wiederum durch den Prozess
der Umwandlung – wie z.B. einer realen Bewegung zu Daten und wieder
zurück - verstanden werden kann.
Herold hat den Zeitgeist erfasst, visualisiert Produktkonsum im Kaleidoskop, zeigt Kontemplation in computergenerierten Ideallandschaften und
bietet Erleuchtung im Aura-Sell-Out. Dieser Katalog enthüllt die Poesie und
Systematik ihres Schaffens sowie ihre kraftvolle und provokative Natur, die
von der Komplexität des täglichen Lebens spricht.
